Das Plus-Haus von Familie Rutz

Anian Rutz aus dem Goldenen Tal bewarb sich mit einem Plus-Haus in Massivholz-Bauweise und raffinierten technischen Einrichtungen für die Energie- und Warmwasserversorgung. Dem AKEU hat er Einzelheiten der Konstruktion

und der bisher erzielten Ergebnisse bereits in einer Präsentation vorgestellt.

Der AKEU war von der Fülle der Ideen beeindruckt und hatder Gemeinde empfohlen diese Bewerbung für eine Grüne Hausnummer anzunehmen.

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Das Plus-Haus von Anian Rutz
Präsentation beim AKEU
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Ein Korb voll guter Ideen für klimagerechtes Bauen und Energie-Effizienz

Die Grüne Hausnummer geht nach Naring

Artikel im Weyarner Gmoablatt'l  April 2022 von Lucia und Anian Rutz

 

Warum haben wir uns mit unserem Haus in Naring für die „Grüne Hausnummer“ beworben?

 Es geht uns darum, mögliche Ideen aufzuzeigen, wie man auch im privaten Wohnbau und in der privaten Energie- und Wärmegewinnung einen Beitrag zur Energiewende leisten könnte und welche guten und schlechten Erfahrungen wir mit unserer Bauweise bzw. Energiegewinnung machen.

 

Insgesamt basiert unsere Bewerbung für die „Grüne Hausnummer“ auf zwei Säulen: Der Bauweise eines massiven Holzhauses und der nahezu ausschließlichen Gewinnung von Energie durch regenerative Energien.

Für uns war von Anbeginn festgestanden, dass wir ein massives Holzhaus bauen wollten. Bestärkt hat uns neben dem angenehmen Wohnraumklima insbesondere die Tatsache, dass Holz ständig nachwächst und dieser Rohstoff im Gegensatz zum „grauen“ Rohstoff Beton und Ziegel selbst schon zu seinen Lebzeiten viel CO2 gebunden hat.

Wir entschieden uns für ein Verfahren, bei dem Fichtenholz mit auf ca. 2 – 3 % Restfeuchte getrockneten Buchenholzschrauben verschraubt wird. Aus ökologischer Sicht, aber auch aus Sicht des Wohnraumklimas hat uns das diffusionsoffene Verfahren mit getrockneten Buchenschrauben am meisten überzeugt.

Wasserdampf kann jederzeit vom Gebäudeinneren nach außen diffundieren, es wird kein formaldehydhaltiger Leim verbaut, der gleichzeitig auch die Diffusion von Wasserdampf einschränken würde, und insbesondere bei einem Abriss – hoffentlich erst in vielen Generationen notwendig – könnten die ca. 68 m³ des verbauten Fichtenholzes aus dem Schwarzwald problemlos recycelt bzw. entsorgt werden.

Die 12 cm starken Wandelemente sind außen zusätzlich mit einer 16 cm starken Holzfaserdämmung versehen, was den Isolationswert deutlich erhöht.

Wir sind extrem zufrieden mit dieser Bauweise.

 

Bereits vor dem Bau brachte uns ein besichtigtes Einfamilienhaus in Riedering auf die Idee, unser Haus in der kalten Jahreszeit mit dem vorhandenen Brennholz aus dem nahen eigenen Wald zu beheizen. Wir entschieden uns für einen wassergeführten Kachelofen mit 13 kW Nennleistung und elektronischer Abbrandsteuerung im Wohn- und Essbereich, verbunden mit zwei Pufferspeichern (ein Brauchwasserspeicher mit 300 L Volumen und ein Pufferspeicher mit 2.500 L Volumen für die Fußbodenheizung im gesamten Haus) im Keller, in welchen das auf ca. 60 °C aufgeheizte Warmwasser gespeichert wird.

Die vergangenen vier Jahre haben gezeigt, dass wir pro Winter jeweils ca. 8-9 Ster gemischtes Brennholz verbraucht haben. Dieses Holz muss angefertigt, gelagert werden und zur Verfeuerung ins Haus gebracht werden, wobei sich eine Verschmutzung des Hauses mit (Holz-) Staub kaum vermeiden lässt.

Man muss sich z. T. auch überlegen, zu welcher Tageszeit man strategisch gesehen am besten einheizt. Also ist das Heizen mit Scheitholz im Wohnzimmer nicht immer ausschließlich ein romantisches Wintermärchen …, aber trotzdem sehr schön und durchaus bis zu einem gewissen Grad ökologisch!

 

Im Frühjahr, Sommer und Herbst wird das Warmwasser ausschließlich über die zehn Kollektoren (gesamt ca. 20 m²) auf der Dachsüdseite gewonnen, was somit auch unsere Haupt-Heizquelle darstellt. Auch die solarthermische Anlage ist an die beiden Warmwasserspeicher im Keller angeschlossen. Im Herbst nutzen wir zusätzlich die Keller-Bodenplatte mit einer sogenannten Betonkernaktivierung, um langfristig Sonnenenergie im Haus speichern zu können.

In Bezug auf das über die solarthermische Anlage auf dem Dach und mit Hilfe des wassergeführten Kachelofens erwärmte Brauchwasser versuchen wir noch auf eine weitere Weise diese regenerative Heizweise zu nutzen:

Sowohl unsere Waschmaschine als auch unseren Geschirrspüler haben wir nach dem Vorhandensein eines Warmwasseranschluss ausgewählt. Der Großteil der verwendeten Energie bei wassergeführten Haushaltsgeräten wird im Allgemeinen dafür verwendet, bodenkaltes Wasser aus der Leitung auf die jeweilig gewählte Temperatur aufzuheizen. Dieses Problem versuchen wir hierdurch zu vermeiden. Darüber hinaus laufen bei uns insbesondere diese beiden Haushaltsgeräte ausschließlich zu Tageslichtzeiten, um die ebenfalls auf der Dachsüdseite des Hauses installierte 5,88 kWp Fotovoltaikanlage zur Herstellung von Strom zur Eigennutzung und zur Einspeisung ins Netz bestmöglich selbst zu nutzen, denn die Einspeisevergütung ist leider überschaubar …!

 

Insgesamt produzierten wir mit unserer Fotovoltaik-Anlage in den zurückliegenden Jahren im Durchschnitt jährlich ca. 6.000 kWh, von denen wir circa 850 kWh selbst verbrauchten und den Rest ins Stromnetz einspeisten. Ca. 1200 kWh kaufen wir jährlich aus dem Netz hinzu, was zu einem jährlichen Stromverbrauch von ca. 2000 kWh führt. Ein sehr niedriger Wert für einen 4-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus, was unter anderem daran liegt, dass wir hauptsächlich auf LED-Lampen und stromsparende Haushaltsgeräte zurückgreifen und wasserführende Haushaltsgeräte bereits mit Warmwasser speisen.

An der großen Menge eingespeisten Stroms lässt sich auch erkennen, dass wir mit unserem Haus deutlich mehr Strom erzeugen, als wir selbst verbrauchen.

 

Zusätzlich zu den bereits energetisch aufgeführten Maßnahmen haben wir im Garten eine mit Dachwasser gespeiste Zisterne mit 4.500 L Fassungsvermögen, mit Hilfe derer wir z. B. unseren Garten gießen können ohne dabei auf wertvolles Trinkwasser aus der Leitung zurückgreifen zu müssen. Sicherlich sind nicht alle Maßnahmen, die wir geplant und durchgeführt haben, für alle Bauherren bzw. Sanierer geeignet, aber unserer Ansicht geht es mit der „Grünen Hausnummer“ ja auch darum, Ideen aufzuzeigen, Anregungen zu geben, Erfahrungen weiterzugeben usw.

 

Insofern sind wir uns sicher, dass auch unsere Maßnahmen für die oder den einen oder anderen eine Anregung oder Idee sein können. Interessierte Personen laden wir ausdrücklich zu uns nach Hause zu einem Austausch und einer Besichtigung ein. Nur mit vielen (kleinen) Einzelmaßnahmen können wir die Energiewende gemeinsam bewältigen.