Wald der Zukunft – zur Waldbegehung in Gotzing

Schon seit geraumer Zeit beschäftigen den AK Energie und Umwelt zahlreiche Fragen zum Thema „Heimischer Wald“. Wälder sind nicht nur ein wichtiger Lebensraum für Tausende von Tieren und Pflanzen sowie Orte der biologischen Vielfalt; sie liefern den nachwachsenden Rohstoff Holz und stellen insbesondere wichtige CO2-Speicher und Sauerstofflieferanten dar (eine etwa 150 Jahre alte Buche produziert täglich so viel Sauerstoff, dass ein Mensch mehr als 13 Jahre davon atmen könnte), gleichen Temperaturschwankungen aus, erhöhen die Luftfeuchtigkeit, filtern Feinstaub und Gase aus der Luft und speichern enorme Mengen an Wasser. Und nicht nur das: Unsere nahe gelegenen Wälder, speziell am Taubenberg, spielen eine große Rolle bei der Gewinnung (von 85 %) des Trinkwassers für München. So schützen die Wälder aufgrund der guten Filterleistung des Bodens beispielsweise vor der Ausschwemmung von Nitrat und dessen Eintrag ins Trinkwasser.

 

Im Juni kamen wir in den Genuss einer vierstündigen Waldführung durch Herrn Jan Linder von der Forstverwaltung in Gotzing. Eigentümer des Waldes in Gotzing sind die Stadtwerke München.

 

Wenngleich wir sehr viel über die Pflege und den behutsamen „Umbau“ des Waldes (hin zu mehr Laubbäumen) und natürlich auch über den Borkenkäfer (und Gegenmaßnahmen) erfuhren, gehen wir in diesem Artikel lediglich auf einen einzigen, unseres Erachtens jedoch sehr wichtigen Aspekt der umfassenden Waldführung ein, nämlich die Auswirkungen des Klimawandels auf den heimischen Wald bzw. dessen Baumarten:

 

In den letzten 100 Jahren, ganz besonders aber in den letzten 40 Jahren, hat sich die Durchschnittstemperatur in der Region um mehr als 2 °C erhöht. Für das 21. Jahrhundert sagen Klimamodelle eine Temperaturzunahme im Bereich von 0,9 bis 4,7 °C voraus; derzeit weisen alle Daten auf eine starke Temperaturzunahme im oberen Bereich hin.

 

Wie unser Wald der Zukunft aussieht, weiß dabei keiner so richtig. Extrapoliert man jedoch die Temperaturzunahme für die kommenden ca. 80 Jahre, so weisen wissenschaftliche Berechnungen darauf hin, dass wir in unserer Gegend im Jahr 2040 Temperaturbedingungen haben werden, wie sie im Moment in Laimnau (Nähe Bodensee) vorherrschen, im Jahr 2060 werden für unsere Region Temperaturen wie in Etziken (Kanton Solothurn, Schweiz), im Jahr 2080 wie in Albiolo (Lombardei, Italien) und im Jahr 2100 wie in Rescaldina (Nähe Mailand) erwartet.

 

Die hohen Temperaturanstiege hinterlassen selbstverständlich ihre Spuren auch im heimischen Wad. Im Hinblick auf die Veränderungen des Waldes bzw. der hierin beheimateten Baumarten kann man dabei drei Klimatypen unterscheiden:

1.                   Arten, die in wärmeren Regionen mehr oder minder schnell abnehmen,

2.                   Arten, die sich durchgängig halten und

3.                   Arten, die in wärmeren Regionen zunehmen

 

In der unten gezeigten Abbildung sind die erwarteten Veränderungen der Baumarten in unseren Wäldern bis zum Jahr 2100 dargestellt. Im Laufe der Jahre dünner werdende Balken weisen dabei auf eine Abnahme der entsprechenden Baumarten – z. B. Vogelbeere, Lärche, Tanne, Fichte und Buche – hin. Im Gegenzug wird eine Zunahme von Baumarten, wie beispielsweise der Traubeneiche, Stieleiche, Strobe (Weymouthskiefer), Traubenkirsche, Feldahorn, Ilex (Stechpalme), Roteiche und Robinie erwartet. Als Baumarten, die sich halten werden, sind die Kiefer, Esche und Birke genannt.

 

Abb.: Erwartete Veränderungen der Baumarten in heimischen Wäldern bis zum Jahr 2100 (Quelle: Klimazug – Ankunftsplan, Weyarn Langenegger)

 

Inwiefern die Entwicklung tatsächlich wie erwartet, langsamer oder schneller abläuft, hängt schließlich auch von der Anpassungsmöglichkeit der verschiedenen Baumarten an die veränderten klimatischen Bedingungen ab. Hierbei spielt nicht nur der Aspekt der Temperaturerhöhung eine Rolle, sondern auch die sich ebenfalls ändernde Niederschlagsverteilung über das Jahr hinweg. So stellen sowohl unübliche Regenperioden als auch unübliche Trockenphasen einen großen Stress für die Bäume dar (und zwar: unüblich lange, unüblich häufige und intensive sowie im Hinblick auf die Vegetationsphasen zeitlich ungünstig verteilte Perioden).

Wenngleich die Baumarten eine gewisse Anpassungsfähigkeit an klimatische Veränderungen haben - eine Ulme in Oberfranken weist im Allgemeinen eine bessere Trockenresistenz auf als eine Ulme in unserer Region - so ist letztlich ungewiss, ob diese Anpassungsfähigkeit bei der Geschwindigkeit des Klimawandels ausreichend ist. Diskussionen und vorbeugende Maßnahmen sind in diesem Zusammenhang komplex.

So wird hierbei u. a. diskutiert, ob der Mensch angesichts der Geschwindigkeit des Klimawandels aktiv in die Entwicklung eines klimaresistenten Waldes eingreifen darf oder sollte. Ein solcher Eingriff ist jedoch beispielsweise von manchen Naturschützern generell unerwünscht und eine Bewaldung mit (noch nicht) einheimischen Arten wird stellenweise abgelehnt. Was also ist zu tun, um eine Bewaldung mit an das Klima angepassten oder klimaresistenten Arten zu erhalten, so dass der Wald seine vielfältigen Aufgaben auch in Zukunft erfüllen kann?

 

Ihr Arbeitskreis Energie und Umwelt (energiewende-weyarn.de)